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News vom Marketing-Club Neckar-Alb

"Wir sind die Guten"

MCNA vor Ort // Februar 2024

"Sauber und aufgeräumt", das konstatierte die im Medizintechnik-Bereich tätige Judith Kaltarar, präsentierte sich die Reutlinger Rohstoffverwertung dem Marketing-Club Neckar-Alb im Februar. Laut Benjamin Keim, jüngster Geschäftsführer des Familienbetriebs und für das Marketing zuständig, sieht es auf dem Betriebshof zwischen Alu-Schütte und Zink-Container auch an den anderen 365 Tagen des Jahres so aus, denn die RVR will als moderner Arbeitgeber und Beratungspartner vor Ort in Sachen Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit wahrgenommen werden. "Wir sind die Guten", lautet dabei der selbstbewusste Hashtag in den sozialen Medien. 


Der Rundgang zwischen Bergen aus Metall und Holz, laut dem kaufmännischen Geschäftsführer Klaus Keim rund 3 Millionen Euro wert, vermittelte den Eindruck, dass es bei der RVR vor allem auf Muckis ankommt. Allerdings ging es im interaktiven Teil um Balance, Augenmaß und Fingerspitzengefühl. Wer beim Stahlwürfel-Stapeln mit dem Bagger-Greifer gewonnen hat, ermittelten zum Redaktionsschluss noch die Video-Schiedsrichter. Jedenfalls erklärte Benjamin Keim, ganz höflicher Gastgeber, einige vielversprechende Talente für die Schicht am Samstag erspäht zu haben.

Überhaupt drehte sich an dem Abend viel um Klischees sowie den ersten und zweiten Blick. Club-Präsident Michael Rampf erzählte in seiner Anmoderation von einem Ferienjob im elterlichen Betrieb, bei dem er Fässer zerschnitten und zum Schrottplatz gebracht habe. Die heutige RVR mit ihrem neuen Bürogebäude habe damit nichts mehr gemein. Benjamin Keim, der 2020 aus der Automobilbranche in den Familienbetrieb gewechselt war, warf in seiner Präsentation selbst das Bild vom Goldkettchen-behangenen Schrotthändler im Feinripp an die Wand. Das Unternehmen "im Herz des Kreislaufs" trage gesellschaftliche Verantwortung, denn die Wiederverwertung sei aktiver Klimaschutz. "Wir sind stolz darauf, was wir tun", nannte Benjamin Keim als Maxime der Außendastellung. Darum tragen die Beschäftigten T-Shirt mit dem Aufdruck "Recycling Hero" und beim Recruiting gebe es die augenzwinkernde Anweisung "Don't call it Schrott!" - wenngleich das vermeintliche Tabuwort in Nehren auf dem Wegweiser an der L384 zu lesen ist. "Der Ton macht die Musik. Es geht darum, eine Sprache zu finden abseits von Müll und Abfall", verwies Benjamin Keim auf seinen Blog "Schrott Presse", in dem er Neuigkeiten aus dem Betrieb und teils überraschende Informationen wie "Recycling ist sexy!" veröffentlicht. Darüber hinaus unterstützt die RVR als Sponsor die Metzinger Bundesliga-Handballerinnen.

Die RVR verstehe sich als "Gesamtentsorgungsdienstleister, der alles abwickelt". Als "Kunden" versteht das Unternehmen sowohl die Anlieferer als auch die Abnehmer. Monatlich nehme man 500 Tonnen Material aus Privathaushalten an, dazu kommen Abfälle aus der Industrie sowie aus Abbrüchen. Insgesamt behandle man 300 Materialsorten von denen sich beispielsweise Kupfer ohne Wertverlust, Holz und Spanplatten wegen der abnehmenden Faserqualität im Downcycling und kaputte Batterien aus E-Autos mangels Masse und Kapazitäten noch fast gar nicht wiederverwenden ließen. Dennoch: "Über unseren Kundenkreis hinaus ist die Wahrnehmung schlecht", begründetet Benjamin Keim das Bemühen um mehr Aufmerksamkeit.

Im Bereich Social Media zahlten sich diese Anstrengungen bereits aus, berichtete Ralph Wager von einem großen Vorsprung der RVR vor dem Wettbewerb beim Zuspruch im Geschäftskontakte-Portal "LinkedIn". Wager stellte sich als Geschäftsführer bei RVR und der daran beteiligten Plochinger Kaatsch-Gruppe vor, deren Schriftzug auch besagten Bagger aus der Geschicklichkeitsprüfung zierte. Die Mehrmarkenstrategie, die Kaatsch, RVR und weitere Partner im Südwesten "mit sechs Schiffsanlegestellen und drei Gleisanschlüssen" fahren, stiftet laut Wager Identität und hält gleichzeitig die Spannung hoch: "Jeder steht für seine Trikotfarbe. Und wenn es auch egal erscheint, wo das Recycing-Material in die Gruppe kommt - der Vertrieb sieht das etwas anders." Die RVR wechselt derzeit, wie es Benjamin Keim umschrieb, "mit Schwung und Elan" in eine hellere Grün-Schattierung, denn "die Sinnfrage müssen wir uns nicht stellen, aber sichtbarer werden."