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News vom Marketing-Club Neckar-Alb

Fehler und Gefahren erkennen

MCNA vor Ort // Dezember 2023

Kurz vor Weihnachten zu Besuch beim Reutlinger Institut Dr. Förster - was für Uneingeweihte nach einem beschaulichen Club-Abend zwischen weißen Kitteln und Labor-Equipment klingen mochte, zeigte sich in der Realität in anderen Dimensionen. Der Rundgang durch Hallen mit 16-Tonnen-Kranbrücken und einer Anlage zum Walzen von Stahl ließ die Blicke weit schweifen. Zumindest verbreitete der mit Kinderwünschen geschmückte Weihnachtsbaum im Betriebsrestaurant heimelige Atmosphäre.

 

In eben jener Lokalität begrüßte Felix Förster, Geschäftsführender Gesellschafter und in dritter Generation Chef der Förster-Gruppe - "schwäbischer Mittelstand, 80 Prozent Export" -  die Gäste vom Marketing-Club mit einer speziellen Empfehlung des hauseigenen Caterings, das sich als Fachkräfte-Falle bewährt habe: "Wir hatten in diesem Jahr 60 Bewerbungsgespräche, immer um 11 Uhr. Anschließend sind wir hier zum Essen gegangen. Alle haben unterschrieben." Auf die eigentliche Kernkompetenz des Unternehmens ging Moderator Christoph Koppensteiner ein, der sich an Situationen bei Flugreisen erinnerte, in denen er froh war, "dass wichtige Teile geprüft sind und halten." Und damit meinte er nicht die Bordverpflegung. Felix Förster stellte einen etwas bodenständigeren Bezug zum Endverbraucher her: "Niemand von Ihnen ist hierher gefahren, ohne dass vorher ein Teil des Autos mit Förster-Technik getestet wurde." 

 

Was die Förster-Gruppe anbietet wurde anhand einiger Beispiele beim Rundgang zumindest grob klar: An einer Bremsscheibe muss die Software Luftkanäle von Rissen unterscheiden können. Ein  - neu zugekauftes - Güllefass trägt die Sensorik für Minen oder Blindgänger im Boden. An anderer Stelle erklärte Felix Förster, wie runde Rohre für Ölbohrungen und kantige Bahnschienen zuverlässig abgetastet werden. "Wir haben erklärungsbedürftige Produkte", nannte Felix Förster auf Nachfrage lachend seine deftige Definition des Begriffs "Hidden Champion", die er nicht vom Status eines Weltmarktführers ableitete: "Uns kennt keine Sau." Gerade deshalb sei es schwierig, in neuen Branchen Fuß zu fassen, auch wenn die Förster-Gruppe mit 10 internationalen Firmen und 60 Vertretungen in den Sektoren Metallverarbeitung, Automotive, Luft- und Raumfahrt Petrochemie oder in der Öl- und Gasindustrie einen bekannten Namen trage. Beim Schritt in die Medizintechnik habe man sich hingegen erst als neuer Anbieter vorstellen und im Markt orientieren müssen, was auch eine Frage der zur Verfügung stehenden Ressourcen sei.

 

Wie die Förster-Gruppe technische Entwicklungen, Systemn und Dienstleistungen anbietet, da wurde es noch etwas spezieller. Auf Patente verzichte das Unternehmen teilweise, "damit wir nicht den Wettbewerb aufschlauen", so Felix Förster während der Tour. Je nach Branche seien entsprechende Bezahlmodelle gefragt, etwa nach der Anzahl der Anwendungen oder als Vertrag über einen ganzen Produktlebenszyklus. Im Vertrieb von Komplettsystemen mit Komponenten Dritter lauere die Gefahr, zum Händler anderer Anbieter zu werden. Dabei sei man lieber selbst Herr des Verfahrens, darum gebe es keine Handelsvertreter, auch nicht am Standort Shanghai, wo das Vertriebsteam seit 10 Jahren ohne Fluktuation zusammenarbeite. Dafür gab es spontanen Applaus des Publikums. 

 

Schlechte Erfahrungen ließ Felix Förster auch nicht außen vor, so sei etwa die Entwicklung einer neuartigen Kampfmittel-Detektion im Auftrag des Bundes weit im Projektverlauf gescheitert, weil die eigens dafür eingestellten Chemiker im Unternehmen auf keine Erfahrungswerte zurückgreifen konnten und auch die langjährigen "Kumpel-Unternehmen" fachlich nichts beizusteuern hatten. Aus einem anderen Projekt mit einer russischen Entwicklung von "trockenem Ultraschall" ohne Wasser stieg Förster aus, weil der Informationsfluss zu wünschen ließ. "Wir mussten dann dem Kunden in Japan sagen, dass er die Milliarden-Investition in sein neues Stahlwerk so nicht tätigen kann." Felix Försters Fazit: Mit bewährter Technologie kann man sich in neuen Märkten behaupten. Auf bekanntem Terrain lassen sich neue Technologien einführen. Beides zusammen sei aber nicht zu leisten.        

 

Wie wichtig ihm und der Firma Netzwerke sind, beantwortete Felix Förster schließlich zusammen mit Koppensteiners Frage, was ihn bewogen habe, im Familienbetrieb die Nachfolge seines verstorbenen Vaters anzutreten, obwohl dieser Weg nicht vorgezeichnet war: "Ich wollte an der Aufgabe wachsen. Und es ist ein Privileg, mit interessanten Kollegen zusammenzuarbeiten." Vielleicht hilft beim Kantinentrick mit den Bewerbern neben dem Menü auch die Tischgesellschaft.