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News vom Marketing-Club Neckar-Alb

BEMOTEC

BEMOTEC – Beratung und Montage

MCNA vor Ort // November 2022

Manchmal verspricht Christoph Koppensteiner in seinen Anmoderationen von Vor-Ort-Veranstaltungen des Marketing-Clubs Neckar-Alb zu wenig. Im November war es jedenfalls so: »Die Welt ist im Wandel. Bemotec hat Antworten im Bereich E-Mobilität«, leitete der Club-Vizepräsident den Vortrag und die Präsentation ein. Wie sich dann bei der Betriebsführung zeigte, hat das seit kurzem in Reutlingen beheimatete Unternehmen noch weitaus mehr über die Schnittstelle zur Medizintechnik zu bieten.

Geschäftsführer Peter Herrmann, der die Firma zusammen mit seinen Eltern Birgit und Siegfried Herrmann leitet, stellte die Unternehmensschwerpunkte Ingenieursdienstleistungen und Montagetechnik vor. Das neue Gebäude im Mark-West, in dem derzeit 50 Mitarbeiter tätig seien, ging »zwei Tage vor dem Lockdown« in Betrieb. Der Pandemie mochte er indes keine besonders innovationstreibende Seite abgewinnen. Bemotec sei ohnehin schon weiter gewesen, wie er am Beispiel eines abgeschirmten E-Rollstuhls mit illustrierte. Ursprünglich sollte es das Gefährt Krebspatienten mit ausgeschaltetem Immunsystem ermöglichen, soziale Kontakte zu erhalten. Wie nahe die Themen Pflege, Gesundheit und Mobilität beieinander liegen, wurde beim Gang durch die einzelnen Stationen in der Werkshalle klar, wo Siegfried und Peter Hermann zwei Gruppen eigene Produkte und zahlreiche Kundenprojekte ausführlich erklärten. Zum Kerngeschäft zählen die elektrisch angetriebenen Rollatoren, die Bemotec hauptsächlich selbst vertreibt, da es nur wenige Sanitätshäuser mit den nötigen Voraussetzungen für die fortgeschrittene Technik gebe. Die Rollatoren mit mehreren Geschwindigkeitseinstellungen von Gehübungen nach einem Schlaganfall bis zum »strammen Spazieren« dienten einerseits dazu, vom Wochenmarkt sicher nach Hause zu kommen, so man nicht die Einkaufstasche auf die Sitzfläche stellt und damit einen der Sicherheitsmechanismen auslöst. Dass sich das Gerät nicht unkontrolliert bewegt, bewies eine kleine Vorführpanne. Darüber hinaus sollen elektrische Rollatoren und Rollstühle Patienten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ohne menschliche Begleitung sicher von A nach B bringen. Die Anweisung »Folgen Sie der blauen Linie zum Röntgen«, funktioniere erfahrungsgemäß nicht, da meistens ein Hindernis im Weg stehe. Ein selbstfahrender Rollator sei dagegen in der Lage, einen Menschen bis in die barrierefreie Dusche zu bringen und sich dann daraus zu entfernen.

Wenige Schritte nebenan ging es in einen ganz anderen Bereich des Spektrums autonomen Fahrens. Wer schon länger mit dem Club unterwegs war und einst den Weg nach Aichelau gefunden hatte, konnte erkennen, dass hier die elektronische Lenkung zusammengesetzt wird, die Paravan-Gründer Roland Arnold rund zehn Jahre zuvor als zukünftige Schlüsseltechnologie dargestellt hatte. Wie schnell in der Wirtschaft die Zeit vergeht, war aber auch daran zu sehen, dass die Lenkung mittlerweile die Marke eines Automotive-Konzerns trägt, während Bemotec für die Montage Material und Werkzeuge aus dem Vertrieb des damaligen Investors nutzt. Weitere Stationen waren nicht minder interessant: Zu sehen waren die OP-gerechte Verpackung eines automatisierten Bohrsystems für Schädeloperationen, die Transportlösung für ein in der Region entwickeltes Exoskelett, das Chirurgen Haltungsschäden erspart oder eine automatisierte Produktionseinheit für die Automobilindustrie, die Wartungszeiten verkürzt. Für effiziente Abläufe in der Produktion sei Bemotec mit Simulationen und Konzepten Ansprechpartner vieler Industriezweige, denn »in der Automation ist gerade die Positionierung sehr diffizil«, so Peter Herrmann. Das modulare Arbeitsplatzsystem sei aber mittlerweile auch in den Büros angekommen, etwa in Form des höhenverstellbaren Schreibtischs.

Bei allen ernsten Themen und auch den kritischen Tönen, die Peter Herrmann in Richtung der zunehmend schwierigeren Medizintechnik-Zertifizierung in der EU und den Krankenkassen, die sich nicht einfach von medizinischen wie finanziellen Vorteilen technischer Innovationen zu überzeugen lassen: Schließlich kam auch der Spaß nicht zu kurz, denn im Untergeschoss wartet Bemotec für einen eidgenössischen Hersteller elektrische Lastendreiräder und stattet diese für die Endkunden aus. Als größten Kunden in Deutschland nannte Peter Herrmann die Post, es stand aber auch aktuell ein Fahrzeug in Kommunalorange in der Werkstatt. Passend zu den drei Rädern erläuterte Peter Herrmann die drei Lebenszyklen: Rund sieben Jahre dauere die gewerbliche Nutzung. Danach bereite Bemotec die Fahrzeuge für den Gebrauchtmarkt auf, was in Deutschland bei einem Preis unter 10.000 Euro auf große Nachfrage stoße – in der Schweiz dagegen kaum, »da kauft man neu, warum auch immer.« Doch auch danach, wenn die Batterie keine langen Strecken mehr zulasse, sei noch nicht Schluss, deutete Peter Herrmann einen weiteren wachstumsträchtigen Geschäftsbereich an: „Die Akkus dienen dann in der Haustechnik als Speicher für die Photovoltaik.“ Damit war dann aber vorerst genug gesagt und die Probefahrenden genossen die rasante Beschleunigung.