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News vom Marketing-Club Neckar-Alb

Bergfreunde – Rausgehen fürs Klima

MCNA vor Ort // September 2022

Den steilen Anstieg bei Umsatz und Personal hat der in Kirchentellinsfurt ansässige Sportartikel-Versandhändler Bergfreunde bereits in den letzen 16 Jahren hinter sich gebracht. Zwischen 2011 und 2021 ging es von 10 auf 200 Millionen Euro Jahresumsatz. Soweit war bereits nach der Anmoderation durch Club-Vizepräsident Christoph Koppensteiner bei der Vor-Ort-Veranstaltung des Marketing-Clubs Neckar-Alb im September alles klar. Geld verdienen aber  auch andere Firmen. Die spezielle Fragen des Abends waren deshalb weniger „Woher?“ und „Wie noch mehr?“ als „Mit wem?“ und „Wofür?“.

Der alte Kletter-Leitspruch „Der Weg ist das Ziel“ kommt auch bei den Bergfreunden zum Tragen. Vor sich hat das Unternehmen eine selbstgewählte  Gratwanderung zu einem hohen Ziel. "In der Outdoor-Branche haben wir vitales Interesse am Klimaschutz" stellte Bergfreunde-Geschäftsführer Matthias Gebhard fest. Darum lässt sich das Unternehmen seit 2019 eine eigene Klimabilanz erstellen und will in seinem unmittelbaren Einflussbereich den CO2-Ausstoß bis 2030 um 70 Prozent unter den Ausgangswert senken.

Die ersten 20 Prozent Reduktion bezeichnete Gebhard als den einfachsten Teil. Als Maßnahmen nannte er Biogas, Ökostrom, E-Fahrzeuge und mehr Homeoffice für die 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kirchentellinsfurt. Beim Gang durch das Großraumbüro sah es entsprechend aufgeräumt aus, zumal feste Arbeitsplätze nur noch für die Geschäftsleitung reserviert seien. Und falls doch für einmal für Gipfelgespräche Einsamkeit vonnöten ist, gibt es Telefonzellen. Das Logistikzentrum in Ergenzingen trage durch einen hohen Automatisierungsgrad eine weiteren Teil bei. Bei der Verringerung der Retouren anzusetzen, bringe mehr, als sich anfangs im Versand zu verzetteln und bei den verwendeten Verpackungen könne „bei gutem Recycling“ Plastik klimafreundlicher als Karton sein.

 

Von Einschränkungen im Geschäft war indes nicht die Rede: „Die fetten Jahre im E-Commerce haben wir noch vor uns“, prognostizierte Gebhard. Voraussichtlich geschehe dies zu Lasten des stationären Handels, denn der Paketversand sei bereits jetzt klimaschonender als „wenn Sie nur wegen dieses Einkaufs mit dem Auto von K'furt nach Reutlingen fahren“.


"Ich werde keinem Mitarbeiter und erst recht keinem Kunden sagen, wie er leben soll", so Gebhard, der die Orientierung auf den Klimaschutz als für das Unternehmen sinnstiftende Kernaufgabe darstellte. Dabei räumte er ein, dass er „an diesem Abend“ noch nicht zu 100 Prozent sagen könne, wie das Unternehmen genau ans Ziel gelangen wird. Wichtig sei es gewesen, überhaupt den ersten Schritt zu gehen und den Klimaschutz in der eigenen Organisation zu verankern. „Die Implementierung kostet nicht viel. Was es braucht, ist ein Entscheider im Unternehmen, der das Thema nach oben bringt“, warb Gebhard für Mut zum Impuls auf Leitungsebene. Für die erste Klimabilanz habe Bergfreunde „5.000 Euro in die Hand genommen“. Es gehe nicht um kurzfristige Reklameeffekte, in der Werbung gegenüber Endkunden werde das Thema nicht eingesetzt, distanzierte sich Gebhard weit vom sogenannten Greenwashing, das auf längere Sicht nur einen Image-Schaden bewirke. Über den eigenen Einsatz für den Klimaschutz äußere sich Bergfreunde deshalb nur „im redaktionellen Teil.“

B2B sehe es dagegen etwas anders aus: Bereits 2026 sollen 75 Prozent der im Bergfreunde-Shop gelisteten Produzenten die gleichen Klimaschutzziele teilen. Den nötigen Halt soll das „Outdoor Retailer Climate Commitment“ mit Wettbewerbsbegleitern aus dem Handel geben. Zehn Unternehmen seien in der Seilschaft bereits dabei.