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News vom Marketing-Club Neckar-Alb

Interstuhl – How do we make New Work work?

MCNA vor Ort // Februar 2022

The Meaning of Work

Von Einkaufserlebnis, Customer Journey und User Experience war im Marketing-Club Neckar-Alb schon oft die Rede. Beim virtuellen Club-Abend wurde ein Erlebnis relevant, das nach ausgiebiger Homeoffice-Erfahrung von Mitarbeiterseite immer stärker eingefordert wird: Arbeitsräume müssen etwas bieten, was es „remote“ nicht gibt. Das war zumindest die These von Patrick Löchle. Der Leiter des Marketings beim Meßstettener Büromöbelhersteller Interstuhl steckte so das Spannungsfeld ab, in dem sich das Thema „New Work“ in der Beziehung zur Inneneinrichtung abspielt. Dazwischen sind die Ausgestaltungsmöglichkeiten fast unbegrenzt, wie er anhand zahlreicher Beispiele aus vielen Ländern demonstrierte.

Als „ein Juwel“ bezeichnete Club-Vizepräsident Christoph Koppensteiner in seiner Einleitung das Unternehmen Interstuhl. Da passte es ganz gut, dass Löchle in seine Bildergalerie außergewöhnlich bis kurios eingerichteter Bürolandschaften aus eigener und fremder Konzeption mit einem Piratenschiff für amerikanische Software-Entwickler einstieg und damit eine Fülle von Assoziationsmöglichkeiten bis zur Crimson Permanent Assurance und darüber hinaus eröffnete. Was im konkreten Fall dahinter steckte, fasste Löchle mit „Disneyland“ zusammen, der jeweiligen kulturelle Prägung sprach er ausdrücklich einen starken Einfluss zu. Zu jedem von ihm angeführten Beispiel erläuterte Löchle mit einigen Worten das jeweilige Konzept: Menschen schauten auf Augenhöhe mit der Natur aus einer überglasten Grube in die Botanik, priesen von einer zentralen Freitreppe aus dem Kollegenkreis ihre Ideen an, trafen sich in Strandkörben zur vertraulichen Besprechung oder stimmten sich in der Atmosphäre von Stadion-Katakomben auf die nächste Begegnung ein.

Allen Aufnahmen gemeinsam war, dass es sich um Orte handelte, in denen Menschen zusammentreffen. Das stille Kämmerlein für die konzentrierte lineare Schreibtischarbeit auf dem ergonomischen Drehstuhl kam dagegen kaum vor, wobei Löchle auch in einem Exkurs umgebaute Hotelzimmer zeigte, die tagsüber die „Flucht aus dem Homeoffice“ ermöglichten. Anhand eines miniaturisierten Golfplatzes, auf dem eine Mitarbeiterin mit dem Notebook auf dem Green saß, während eine andere mit dem Putter Maß nahm, stellte Löchle klar, dass Räume für Kommunikation gefragt sind und die Grenzen zwischen Arbeit, Spiel und Freizeit verschwimmen. Mehrfach sprach er von der „Business Lounge in der spannende Dinge entstehen.“ Damit stieß er zu dem Trend in der Arbeitswelt vor, der aus seiner Sicht „New Work“ antreibt: „Die klassische Karriere hat ausgedient, stattdessen stellt sich die Sinnfrage.“

Entsprechend sind Purpose und Philosophy auch Stützen des Geschäftsmodells von Interstuhl. Das Unternehmen liefert auf der Plattform „Splaces“ nicht nur Möbel und der Anordnung sondern auch die Beratung „aus externer Perspektive“, die laut Löchle unabdingbar sei. „Top down“ funktioniere nicht, die Belegschaft müsse selbst dahinter sein, verwies Löchle auf Unternehmen, in denen der Betriebsrat gegen „New Work“ Sturm gelaufen sei. Zur Konzeption zähle indes nicht nur die Ausstattung sondern auch die Belegung: In einigen Firmenbüros sei das Verhältnis von Personal und vorhandenen Arbeitsplätzen mittlerweile auf 3 zu 1 gesunken. Konkurrenz um vermeintliche Lieblingsplätze – oder bei den IT-Korsaren mit dem Karibik-Fluch vielleicht auch die Vermeidung des Krähennests – sei indes nicht mit der freien Einteilung von Arbeitszeiten und Aufgabenumfang in Einklang zu bringen. Für die flexible Organisation der Belegung und die spontan individualisierbare Einstellung des Arbeitsplatzes bis hin zur Klimatisierung spielte Löchle etwas Zukunftsmusik aus eigener Entwicklung vor.

Bei allen digitalen Helferlein spiele der Spirit weiter eine große Rolle. So habe er selbst „in einer kultischen Handlung“ mit anderen Interstuhl-Kollegen im Firmensitz eigenhändig eine Wand eingerissen, um einen Raum zu schaffen, indem ausschließlich mit oder über Kunden gesprochen werde - „etwas anderes findet darin nicht statt.“ Einen praktischen Hinweis zur optimalen Arbeitsraumgestaltung ohne Vorschlaghammer und Vorschlagsrunden hatte Löchle am Schluss auch noch parat: Im Stehen gemeinsam planen, aber zum Denken hinsetzen, weil dann mehr Luft nach oben ist. Den Tipp hatte Löchle von einem Arbeitgeber, der vom Pausen-Volleyball seiner Mitarbeiter wegen der Gefahr verstauchter Finger wenig begeistert gewesen sein soll: Walt Disney.